Liebe Eurasierfreunde,

Ein sehr trauriges Ereignis veranlasst mich zum Verfassen dieses Schreibens:

„Cody von der Dorenburg“ ist im Alter von knapp 10 Jahren an den Folgen einer Magendrehung verstorben!

Leider hat der behandelnde Tierarzt die eigentlich recht deutlichen Symptome falsch gedeutet und durch eine erste Fehldiagnose verstrich wertvolle Zeit. Dies kostete Cody schlussendlich das Leben.

(Diese Aussage könnte mir als unsachlich unterstellt werden, man möge mir bitte den stillen Vorwurf an dieser Stelle verzeihen!)

Ich empfinde Cody’s Tod als seinen Auftrag an mich, über das Thema Magendrehung aufzuklären,

als Versuch, weitere Hunde vor einem ähnlichen Schicksal zu schützen.

Nur, wenn ich die Symptome einer Magendrehung erkenne, kann ich zeitnah reagieren, denn:

eine Magendrehung ist immer ein sehr ernst zu nehmender Notfall! Ohne schnelle tiermedizinische Versorgung besteht akute Lebensgefahr!

Was passiert bei einer Magendrehung?

 

Der Magen bläht sich zunächst auf. Ursächlich hierfür können zum Beispiel übermäßige Füllung des Magens oder eine Störung der Magenentleerung sein.

Dieses Aufblähen wird durch Luftschlucken des Hundes und durch die Ansammlung von Gärungsgasen verstärkt.

Der Halteapparat des Magens besteht aus mehreren Bändern aus Bindegewebe, die ihn normalerweise

beweglich in seiner Position halten. Durch starke Aufblähung oder übermäßige Füllung überdehnt die Magenwand und der Magen dreht sich mit den Bändern im Uhrzeigersinn um die eigene Achse.

Die Folgen sind der Verschluss der Speiseröhre sowie des Magenausgangs.

Durch die Gärung des Futters im Magen entstehen weiterhin Gase, die nun nicht mehr entweichen können. Zusätzlich ist jetzt die Blutzufuhr zum Magen unterbrochen, der Druck auf die Venen im Bauchraum steigt und behindert den Blutrückfluss zum Herzen.

Der Druck auf den Brustkorb erschwert außerdem die Atmung.

Dies, die abnehmende Sauerstoffversorgung des Körpers und die sinkende Herzleistung führen zum Schockzustand des Hundes und im weiteren Verlauf zum Kreislaufkollaps, später zu Kreislaufversagen und zum Tod des Hundes.

Was sind die Ursachen für eine Magendrehung?

 

Trotz intensiver Forschung gibt es bis heute keine Studie, die die Gründe für das Auftreten einer Magendrehung klar aufzeigen kann.

Sehr wohl sind aber Risikofaktoren bekannt, die das Auftreten einer Magendrehung begünstigen können:

 

  • Aufnahme großer Futtermengen
  • schnelles, hastiges Fressen
  • große Mengen Trockenfutter (Volumenzunahme durch Quellen im Magen)
  • erhöhte Futterschüssel (begünstigt Luftschlucken des Hundes)
  • Toben, Wälzen, Laufen direkt nach einer Mahlzeit
  • Stress
  • Hunde ab dem 7. Lebensjahr (sind gefährdeter durch nachlassende Festigkeit des Bindegewebes)

 

Welche Symptome zeigt der Hund bei einer Magendrehung?

 

  • Zunehmende Unruhe, der Hund läuft hin und her, wechselt häufig zwischen Liegen, Stehen und Umhergehen
  • tiefe Kopfhaltung bei eingezogenem Bauch vermehrter Speichelfluss
  • Der Hund versucht erfolglos, zu erbrechen oder Kot abzusetzen
  • Der Bauch ist aufgetrieben und hart
  • Vorsichtiges Klopfen gegen die Bauchwand hört sich trommelähnlich an
  • einsetzende Atemnot
  • starke Schmerzen

Welche Maßnahmen ergreife ich bei Verdacht auf eine Magendrehung?

 

Gute Behandlungserfolge sind nur möglich, wenn sofort gehandelt wird. Jede Minute Verzögerung entscheidet über Leben und Tod. Die Zeitspanne bei einer Magendrehung beträgt etwa 2 – 3 Stunden !

 

  • Bringen Sie den Hund unverzüglich zum Tierarzt oder zur nächstgelegenen Tierklinik.
  • Informieren Sie den Tierarzt/die Tierklinik vorab telefonisch über den Verdacht auf Magendrehung. Die erforderlichen Maßnahmen sind bei Ihrem Eintreffen dann schon eingeleitet.
  • Bestehen Sie in jedem Fall auf einer sofortigen Röntgenaufnahme!

 

Wie wird eine Magendrehung behandelt?

 

  • Eine schnelle Infusion ist erforderlich zur Stabilisierung des Kreislaufs.
  • Der Magen wird über eine Sonde oder durch Punktion abgegast.
  • Sobald der Hund narkosefähig ist, wird die auf jeden Fall notwendige Operation eingeleitet.
  • Der Magen muss an der Bauchwand fixiert werden, um eine erneute Magendrehung zu verhindern. Weisen Sie den Tierarzt ausdrücklich darauf hin.

 

Wie kann ich das Risiko, dass mein Hund eine Magendrehung erleidet, minimieren?

 

  • Die Futtermenge sollte auf mindestens zwei Mahlzeiten verteilt werden.
  • Keine ausschließliche Trockenfütterung, da diese Nahrung sehr lange im Magen bleibt.
  • Der Futternapf soll auf dem Boden stehen um Luftschlucken zu verhindern.
  • Nach der Fütterung sollte der Hund mindestens eine Stunde, besser zwei Stunden ruhen.
  • Spielen, Toben, Wälzen und Treppensteigen sollten in dieser Zeit vermieden werden.
  • Stressfaktor gering halten.

 

Hier noch einmal einige Hinweise zum Schluss:

 

  1.  Suchen Sie bei Verdacht auf eine Magendrehung sofort den Tierarzt/die Tierklinik auf.
  2.  Bestehen Sie auf einer sofortigen Röntgenaufnahme.                                                                                Leider kommen Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen immer wieder vor mit fast immer tödlichem Ausgang!
  3.  Lassen Sie Ihren Hund bei einer diagnostizierten Magendrehung operieren, sobald sein Kreislauf stabilisiert    ist.                                                                                                                                                                     Die Rückfallquote bei einer konservativen Behandlung oder einer Teiloperation ohne Magenfixierung beträgt 80 % !!
  4. Überlegen Sie schon heute aus der Ruhe heraus, welchen Tierarzt/ welche Tierklinik Sie im Notfall aufsuchen wollen. (Vielleicht auch an Ihrem Urlaubsort)
  5. Geben Sie die Adresse in Ihr Navigationssystem ein. (Fahren Sie die Strecke einmal zur Probe)
  6. Speichern Sie die Telefonnummer in Ihrem Telefon und in Ihrem Handy.

Sollte es bei Ihrem Hund einmal zu einer Notsituation kommen, befinden Sie sich im „Ausnahmezustand“. Es ist hilfreich, wenn Sie dann gut vorbereitet sind.

Diese Erfahrung musste ich leider selbst machen, als vor einigen Jahren eine unserer Hündinnen

eine Magendrehung erlitt. Dank schneller Hilfe und sofortiger Operation hat sie überlebt und

erfreut sich mit nun fast 14Jahren bester Gesundheit.

Mit den besten Wünschen für die Gesundheit Ihres Hundes

 

Jenny Hengsten