Unsere Tiere, wie alles anfing und wer wir sind

Der Mittelberg

Charlotte Baldamus

Droll vom Jägerhof


 

Der Eurasier (ursprünglich Wolf-Chow) entstand aus einer Kreuzung von Wolfsspitz und Chow-Chow. Zur sprachlichen Abgrenzung wurde die Rassebezeichnung „Eurasier“ gewählt.

 

Anfang der 60iger Jahre wurden drei verwandte Wolfsspitz Hündinnen mit verschiedenen Chow-Chow Rüden verpaart, wobei in der weiteren Zuchtgeschichte die Nachkommen der Wolfsspitz Hündin „Asta von der Bergstraße“ und des Chow-Chow Rüden „Ko San Lo“ die maßgebliche Rolle spielten. Mit deren Nachkommen, im übrigen die Stammeltern aller heutigen Eurasier, wurde im Zwinger “vom Jägerhof“ in enger Inzucht weiter gezüchtet. Der dem Zuchtziel nahekommende Rüde „Droll vom Jägerhof“ wurde zur Vereinheitlichung des Typs für alle Zuchthündinnen als Deckrüde eingesetzt. Diese Maßnahmen führten einerseits recht schnell zu einer Festigung der erwünschten Eigenschaften, andererseits waren alle Nachkommen sehr eng verwandt.

 

Der Zuchtaufbau dieser Tiere entsprach den damaligen Kenntnissen, welche in erster Linie aus der Praxis der Nutztierzucht übernommen wurden. Mit dem heutigen Wissen über Tierzucht und Populationsgenetik und auch der veränderten Einstellung zu unseren Heimtieren ist er natürlich nicht mehr vereinbar. Der hohe Verwandtschaftsgrad bedeutete eine signifikante Einengung des Genpols samt aller damit verbundenen Inzuchterscheinungen, wie z.B. Kleinwüchsigkeit, verminderte Fruchtbarkeit, geringere Vitalität etc. Diese negativen Auswirkungen waren allerdings auch damals unerwünscht und so wurde 1972 der Samojede „Orion von der Bergstraße“ (alias “Cito vom Pol“) eingekreuzt.

 

Wie erhofft waren die Nachkommen größer, eleganter, beweglicher und auch die Wurfgröße stieg deutlich. Neben diesen erwünschten Effekten brachte der Einsatz des Samojeden allerdings auch eine Veränderung des Verhaltens mit. Die Hunde wurden gegenüber Fremden sehr viel aufgeschlossener und waren weniger wachsam. Der Jagdtrieb wurde weiter verstärkt.

 

Die unterschiedliche Gewichtung dieser Veränderungen und im weiteren Verlauf der Zucht die Auseinandersetzungen über die geeignete Zuchtstrategie, führten zu grundlegenden Differenzen zwischen den Züchtern. In der Konsequenz entstanden mehrere Zuchtvereine mit unterschiedlichen Auffassungen zum bevorzugten Typ und der besten Zuchtstrategie.

 

Die Interessengemeinschaft für altstämmige Eurasier

 

 

Taiga aus der Hungersteppe

D - Wurf vom Lindenhof

Akito von der Dorenburg


Die neu gegründeten Zuchtvereine schlossen sich im Lauf der nächsten Jahre nach und nach dem „VDH“ an. Der VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) ist mit rund 175 angeschlossen Organisationen und ca. 650.000 Mitgliedern die größte nationale Dachorganisation für Zucht-, Hundesport- und Gebrauchshundeverbände. Er ist Ausrichter von Rassehund-Ausstellungen, Lobbyist bei politischen Entscheidungen und Werbepartner für Hersteller von Tiernahrung, pharmazeutische Unternehmen etc.

 

Der Anschluss an diese Organisation war immer heftig umstritten, insbesondere da innerhalb des VDH für alle Mitglieder aller Rassen eine übergeordnete Zuchtordnung gilt. So werden beispielsweise zur Zucht nur noch Hunde zugelassen, die innerhalb des Verbandes gezüchtet wurden. Auch ist es Praxis, anderen, nicht im VDH organisierten Züchtern, keine Deckrüden zur Verfügung zu stellen. Hunde der Ursprungsrassen dürfen nicht mehr, oder nur in besonderen Ausnahmefällen, eingekreuzt werden. All diese Regularien schränken die Zuchtbasis erneut stark ein, was insbesondere seltene Rassen mit engem Genpol erheblich beeinträchtigt.

 

Im Jahr 1992 gelang es, die Chow-Chow Hündin „Taiga aus der Hungersteppe“ (geb. in Kasachstan) zu erwerben. Diese Hündin war sehr ursprünglich und besaß Eigenschaften, die in Westeuropa gezüchtete Chow-Chow‘s längst verloren haben. Ein Einsatz in der Eurasierzucht war naheliegend, innerhalb des VDH aber nicht möglich.

 

Einige Züchter hielten und halten diese Einschränkung für eine junge Rasse mit derart engem Genpol für nicht akzeptabel und gründeten 1996 die „Interessengemeinschaft für altstämmige Eurasier“. Ziel der IGaE ist neben der genetischen Erweiterung der Zuchtbasis auch der Erhalt der Eurasier des ursprünglichen Typs, der sogenannten Wolf-Chow oder auch „altstämmigen“ Eurasier. Im Rahmen des Zuchtkonzeptes werden sowohl Hunde der Ursprungsrassen, wie auch Eurasier anderer Zuchtvereine, die dem von uns bevorzugten Typ nahe kommen, eingesetzt. Oberste Priorität haben die Gesundheit und das Verhalten der zur Zucht eingesetzten Hunde. Ob deren Ahnennachweise von anderen Organisationen anerkannt werden, ist dagegen nur von untergeordneter Bedeutung. Eine Mitgliedschaft im VDH wurde und wird von der Interessengemeinschaft nicht angestrebt.