Anfänge der Eurasierzucht

 

Ich möchte Ihnen mit einigen Bildern einen kleinen Einblick in die Anfänge, der für uns interessanten Eurasierzucht, geben. Dies ist auf Grund des lückenhaften Bildmaterials aus dieser Zeit leider nur sehr oberflächlich möglich. Bitte haben Sie Verständnis für die vielen Namen, aber wenn Sie in die Ahnentafel Ihres Hundes schauen, werden Sie dort einige der genannten Tiere oder deren Nachkommen finden.

 



In den 50er hatten einige Kynologen schon die Idee von einem polarspitzartigen Hund und experimentierten daher mit Chow-Chow Mischlingen. Der bekannteste unter Ihnen war wohl Konrad Lorenz. Hier sehen wir eines seiner Kreuzungsprodukte aus Chow-Chow und Schäferhund, einem Eurasier schon ähnlich. Deshalb wird Konrad Lorenz oft als geistiger Vater der Eurasier bezeichnet, dies war jedoch zweifellos Julius Wipfel, der als erster die Verpaarung von Chow-Chow und Wolfsspitz erwog, und Züchter suchte, die diesen Weg gemeinsam mit ihm gehen wollten.

ChowChow und Schäferhund- Kreuzung von Konrad Lorenz



Frau Baldamus an ihrem Zwinger

Einer dieser Züchter ist als Grundsteinleger der Eurasierzucht anzusehen: Frau Baldamus, die wir hier vor Ihrem Zwinger sehen, Sie erwarb 1959 von Julius Wipfel eine Wolfsspitzhündin. „Asta von der Bergstraße“, die sie zwei Jahre später mit einem Chow-Chow verpaarte, der den überaus klangvollen Namen „Ko-San-Lo Pollo Pong“ trug. Dieser Name ist nicht weiter wichtig, aber er ist einfach zu schön, um ihn Ihnen vorzuenthalten.



So entstand auf dem idyllischen Mittelberg im Schwarzwald der für uns und unserer Zucht so wichtige Eurasierzwinger „vom Jägerhof“. Die von Frau Baldamus erzüchteten Hunde sind Leitbild, an dem wir unsere Zucht orientieren und deren Verhalten wir für die Zukunft sichern wollen.

Moosbronn mit Mittelberg, Mittelberg



Frau Baldamus, April 1976 Wurfabnahme B-Blumenhag,

Frau Baldamus und Eberhard Trummler Juni 1973

Frau Baldamus hatte immer eine feste Vorstellung, wie sie Ihr Ziel erreichen wollte. Da der Erfolg ihr Recht gab, hatte sie beim Aufbau ihrer Zucht weitgehend freie Hand. Das Bild zeigt Frau Baldamus mit ihrer typischen Handbewegung, es gibt kaum ein Bild ohne erhobenen oder richtungsweisenden Zeigefinger. Sie scheute nie den Dialog und erhielt oft den Rat anerkannter Hundezüchter und Kynologen. Hier sehen wir Frau Baldamus in angeregtem Gespräch mit Eberhad Trummler, der den meisten begeisterten Hundebesitzern ein Begriff sein wird.



Herr Trummler züchtete und studierte zu diesem Zeitpunkt u.a. Mischlinge aus Husky und Chow-Chow. Diese Tiere waren den schwarzen Kurzhaareurasiern ausgesprochen ähnlich. Einen ähnlichen Mischling, in diesem Fall auch Husky und Eurasier konnten wir einmal auf einem Eurasiertreffen bewundern. Obwohl er ja einen Schritt näher in unsere Richtung liegt, ist hier kaum eine Ähnlichkeit zu sehen.

Eberhard Trumler, Chow und Husky-Mix von Eberhard Trumler 1976



Droll vom Jägerhof

 

Aber nun zurück zum Jägerhof. Anfang 1965 war wohl „Droll vom Jägerhof“ der erste Höhepunkt in der Zucht. Er vereinigte die wesentlichen Merkmale, die nach der Vorstellung von Herrn Wipfel den Eurasier prägen sollten. Daher wurde dieser Rüde damals für alle Zuchthündinnen als Deckrüde eingesetzt, der erhoffte Erfolg trat ein, die gesamte Generation zeigte ein weitgehend einheitliches Erscheinungsbild.



Im August 1966 sorgte der Jägerhof mit dem E-Wurf für Aufregung. Mit Erle-Lu und Etzel fielen die ersten schwarzmarken-farbenen Eurasier. Sie unterschieden sich damals wie heute in Körperbau, Fellstruktur und Wesen von den anderen Eurasiern. Frau Baldamus bezeichnete sie als die „wahren Eurasier“.

Erle-Lu und Etzel vom Jägerhof

 



Gorn vom Jägerhof

 

Julius Wipfel glaubte nicht an eine Eurasierverpaarung, sondern an einen Fehltritt eines Schäferhundes, da diese ebenfalls die für unsere marken-Farbenen so typischen Augenflecke zeigen können. So musste Frau Baldamus im Herbst 1966 diesen Wurf wiederholen. Auch diesmal fielen wieder nur schwarzmarken-farbene Eurasier, unter denen auch „Gorn vom Jägerhof“ war, den Frau Dr. Jander erwarb. Sie ist die frühere Hauptzuchwartin des EKW und war so sehr von diesem Eurasier und seinem Wesen begeistert, dass sie bis zuletzt marken-farbene Eurasier besaß. Dieser Rüde, den sie Yogi-Bär nannte, brachte mit Erle-Lu im Jahr 1971/72 den M- und N-Wurf, in denen wieder einmal ausschließlich marken-farbene Eurasier fielen. Heute gehören marken-farbene Eurasier zum gewohnten Erscheinungsbild auf den Eurasiertreffen.



Ein weiterer wichtiger Wurf war der J-Wurf, aus dem Jago und Jo für die weitere Zucht von entscheidender Bedeutung waren. Jago und seine Schwester Jo begründeten den „Eurasierzwinger vom Weidenhof“.

 

Jo vom Jägerhof



Jerry vom Jägerhof, Loki und Jo vom Jägerhof August 1974

Jerry, die oft als der Inbegriff des Eurasiers bezeichnet wurde, verblieb bei Frau Baldamus und half beim weiteren Aufbau des Jägerhofzwingers. Jago, verpaart mit seiner Mutter Cara, brachte im Sommer 1970 Lotus und Loki, die man ebenfalls als einen Höhepunkt in der Zucht bezeichnen kann. Loki, ein sehr eleganter Rüde, brachte eine Reihe von für die Zucht wichtigen Nachkommen, wie z.B. den G-Wurf vom Weidenhof mit den Rüden Gregor und Gero.



Mit seiner Lotus begründete Dr. Schmidt den „Eurasierzwinger vom Birkenbruch“, auf den ich gleich noch genauer eingehen werde. Frau Baldamus züchtete dann bis zum U-Wurf in reiner Inzucht weiter, ohne dass ihr Zwinger und vor allem die Tiere darunter litten.

Lotus vom Jägerhof



Rurik vom Jägerhof

 

Besonders „Rurik vom Jägerhof“ mit seinen mehr als 60 Welpen hat den weiteren Zuchtverlauf maßgebend beeinflusst. Rurik war der letzte reine Inzuchtrüde, der in der Zucht eingesetzt wurde. Heute wird Inzucht oft als Schreckgespenst dargestellt, aber sie ist ein gutes Mittel, positive Eigenschaften zu festigen und zu verstärken. Sie kann natürlich auch Erbfehler aufdecken. Gerade aber Rurik zeigt, dass Inzucht auch zu einem sehr positiven Ergebnis führen kann. So deckte Rurik zuletzt im stolzen Alter von 14 Jahren noch erfolgreich. Rurik verstarb 1991 im Alter von 17 Jahren. Dieses Foto zeigt, wie gut Rurik mit 16 Jahren noch aussah.



Aus dieser Zeit, Anfang der siebziger Jahre, stammt auch Perkunos, ein typischer altstämmiger marken-farbener Rüde. Die Hunde hatten zu jener Zeit rote Marken. Sein Sohn Basko vom Taubenbrunn (11/78) wurde lange in der Zucht eingesetzt. Leider wurde durch die 1972 angeordnete generelle Einkreuzung von Droll vom Jägerhof, die ich eingangs erwähnte, die Zuchtbasis zu schmal und die Eurasier wurden kurzbeiniger, die Vitalität und Fruchtbarkeit ließen nach. Die Hunde wurden nahezu fremdenfeindlich.

Perkunos vom Jägerhof



Alf vom Birkenbruch und Asko von der Wittekindsburg

Als Ausweg aus dieser Misere wurde eine neue Ursprungsverpaarung, dieses mal mit einer Chow-Chow Hündin und einem Spitzrüden im Zwinger von der Wittekindsburg durchgeführt. Diese Hunde zeigten einen starken Wildtrieb. In der Mitte sieht man Asko von der Wittekindsburg an seiner 20 Meter langen Leine. Seinem Besitzer Dr. Schmidt war es nur mit Arbeitshandschuhen und eben dieser Leine möglich, mit Asko in den Wald zu gehen. Was Asko aber keinesfalls daran hinderte, Dr. Schmidt des Öfteren niederzureißen und nebst Leine für ein paar Stunden zu verschwinden.



Eine weitere Maßnahme gegen die Inzuchtdepression war die Einkreuzung eines weißen Samojeden. Cito vom Pol, später umgetauft in Orion von der Bergstraße, von dem wir leider kein Bild besitzen. So musste hier ein anderer Samojede als Stellvertreter herhalten. Für unsere Hunde ist die Verpaarung Cito’s mit Lotus vom Jägerhof im Birkenbruchzwinger von Bedeutung. Aus diesem Wurf (11/72) sehen wir hier Alf vom Birkenbruch, einen schwarzen Kurzhaareurasier. Der gesamte Wurf bestand aus schwarzen Welpen. Dies ist nicht verwunderlich, wie es auf den ersten Blick scheint, da der Samojede nur rezessiv weiß ist, es gibt auch schwarze und gescheckte Tiere.

Alf vom Birkenbruch und Diana vom Weidenhof



Alraune vom Birkenbruch und Arko vom Blumenhag, Alraune vom Birkenbruch

Die A-Birkenbruch-Hunde zeichneten sich wie erhofft durch Eleganz in Körperbau und Bewegung, wie auch durch eine größere Fremdenfreundlichkeit aus. Aus diesem Wurf ist vor allem Alraune vom Birkenbruch von Bedeutung, sie wurde die Stammmutter des Blumenhag-Zwingers.



Ihren A-Wurf hatte sie mit Asko von der Wittekindsburg, den wir hier rechts an der besagten Leine sehen. Auf dem Bild ist auch ein Sohn aus diesem Wurf zu sehen, aus dem auch Asa vom Blumenhag von Bedeutung ist, da sie den Stratenhof-Zwinger begründete, der lange Zeit die Zucht beeinflusste.

Asko von der Wittekindsburg und Asa vom Blumenhag



Darius vom Schrattenbach, B-vom Blumenhag März 1976

Zur Erweiterung der Zuchtbasis wurde noch ein weiterer Chow-Chow ausgesucht, Darius vom Schrattenbach, der uns zwar einige Probleme wie HD, aber auch eine Menge positiver Eigenschaften brachte. Auf dem Bild ist gut zu erkennen, dass die Chows damals zum Glück noch nicht so verunstaltet waren wie heute. Sie hatten vor allem noch offene Gesichter, was unseren Hunden sehr zu Gute kam. Für den B-Wurf vom Blumenhag erhielt die Halbsamojedin Alraune diesen Chow als Partner.



Hier ein Bild von diesen Welpen, die noch nicht dem heutigen Weltbild entsprachen. Sie sind eben noch sehr nahe an den Ursprungsrassen. Aus diesem Wurf wurden Boris und Bingo in großem Umfang in der Weiterzucht eingesetzt.

B- vom Blumenhag



Boris vom Blumenhag

 

Hier sehen wir Boris im Alter von 14 Jahren. Er hat 60 Welpen in die Weiterzucht eingebracht und war ein sehr stattliches Tier von kräftig roter Farbe.